Vor einem Jahr wurde die vom Diplomaten und Schriftsteller João Almino konzipierte Reihe ‚Große Brasilianische Autoren‘ verheißungsvoll eingeweiht. Sie ist Teil der Sammlung Kultur und Diplomatie der Stiftung Alexandre de Gusmão – FUNAG, in Partnerschaft mit dem Institut Guimarães Rosa, und vereinigt Reflexionen namhafter zeitgenössischer Intellektueller zu Klassikern der brasilianischen Literatur.

Von den bisher erschienenen zwölf feinen, kurzweiligen, zweisprachigen (portugiesisch / deutsch) Essays sind bereits vier präsentiert worden. Den Auftakt macht an diesem Abend Gonçalves Dias mit seinem „Lied des Exils“, auf der Spur der Frage nach der brasilianischen Identität. Weiter geht es mit Lima Barreto, dem so kämpferischen wie zu lange vergessenen Schriftsteller (Essay von Lilia Moritz Schwarcz). Modernismen in Trance widmet sich Schlüsselfiguren der Moderne. Gegenbild dazu ist dann das Werk Graciliano Ramos’, jenem konservativen Progressisten in den Worten von Luiz Ruffato. Die Präsentation schließt mit vier Autorinnen des 20. Jahrhunderts: Rachel de Queiroz, Carolina de Jesus, Clarice Lispector und Hilda Hilst, allesamt inzwischen und aufgrund aufmerksamer Kritik fester Bestanteil des brasilianischen Literaturkanons.

Luísa Costa Hölzl führt in die Reihe ein und liest Einzelpassagen aus den Werken vor.

Der literarische Spaziergang wird musikalisch von Abdallah Harati (Gitarre) und Márcio Schuster (Saxofon) begleitet, zwei der bedeutendsten in München ansässigen brasilianischen Musiker.

Clarice Lispector (1920-1977) schrieb zeit ihres Lebens für Zeitungen, unter anderem für Jornal do Brasil, das führende Presseorgan Brasiliens. Berühmt für ihre expressiven, das Innerste ihrer Figuren nach außen kehrenden Romane und Kurzgeschichten, erzählte Clarice hier in einer wöchentlichen Kolumne von ihrem eigenen Alltag. Dabei verwandelte sie persönliche Erlebnisse und Erinnerungen in berührende, häufig humorvolle kurze Episoden. Auch über ihr Schreiben reflektierte sie hier, teilte Leseerfahrungen und schlug Brücken zur brasilianischen Kunst und Musik ihrer Zeit. So entstanden durch Lispectors ureigene, so heitere wie spielerische Sicht der Welt echte Perlen der Erkenntnis.

Für den Band „Wofür ich mein Leben gebe: Kolumnen 1946-1977“ hat der Übersetzer ihrer Romane und Kurzgeschichten, Luis Ruby, die unterhaltsamsten und aufschlussreichsten Kolumnen ausgewählt und übersetzt.

Vorgestellt von Luis Ruby, gelesen von Luis Ruby und Wanda Jakob, begleitet an der klassischen Gitarre von Pedro Aguiar und köstlich versorgt durch das Team vom Restaurant La Favela im Bahnwärter Thiel, versprechen die Kolumnen einen vergnüglichen frühen Sommerabend!

Clarice Lispector wurde 1920 als Tochter jüdischer Eltern in der Ukraine geboren und wuchs im ärmlichen Nordosten Brasiliens auf. Sie studierte Jura, arbeitete als Lehrerin und Journalistin und führte als Diplomatengattin und später Alleinerziehende ein ebenso glamouröses wie rebellisches Leben. Bereits ihr erster, vielbeachteter Roman Nahe dem wilden Herzen (Perto do coração selvagem, 1944) brach mit allen konventionellen Regeln des Schreibens. Lispector starb 1977 mit nur 56 Jahren in Rio de Janeiro.

Luis Ruby, geb. 1970 in München, übersetzt aus dem Portugiesischen, Spanischen und Italienischen, neben Clarice Lispector auch Autoren wie Niccolò Ammaniti, Isaac Rosa und Hernán Ronsino. Er wurde für seine Arbeit u.a. mit dem Bayerischen Kunstförderpreis und dem Münchner Literaturstipendium ausgezeichnet.

Pedro Aguiar, geb. 1990 in Brasiliens Hauptstadt Brasília, studierte in Brasilien, den USA, Frankreich und Deutschland. Von 2013 bis 2018 lehrte er an der Hochschule für Musik und Theater München. Sein Schaffen wurde mit diversen internationalen Preisen geehrt, darunter die renommierte Alhambra Guitar Competition. Seine Debüt-CD „Brazilian Guitar Music“ erschien 2020 bei Naxos.

EIN ABEND MIT ANNETTE PAULMANN & LUIS RUBY

Zum 100. Geburtstag von Clarice Lispector, der Ikone der brasilianischen Literatur, liegen nun alle ihre Erzählungen auf Deutsch vor, neu bzw. erstmals übersetzt von Luis Ruby. Sie sprengen alle Grenzen der Konvention, des Denkens und der Sprache. So humorvoll wie tiefgründig erzählen sie von weiblicher Lust, dem Begehren im Alter, von der Kompliziertheit des Lebens und der unendlichen Freiheit des Schreibens. Dieser Abend soll uns Clarice Lispector näher bringen, die Stationen ihres wechselvollen Schicksals ebenso wie die Grundmotive ihres Schreibens.

Clarice Lispector wurde 1920 als Tochter jüdischer Eltern in der Ukraine geboren und wuchs im ärmlichen Nordosten Brasiliens auf. Sie studierte Jura, arbeitete als Lehrerin und Journalistin und führte als Diplomatengattin ein ebenso glamouröses wie rebellisches Leben. Bereits ihr vielfach beachteter Debütroman »Nahe dem wilden Herzen« brach 1944 klar mit allen Regeln konventionellen Schreibens. Von Krankheit und Tablettenkonsum zerstört, starb Lispector 1977 mit nur 56 Jahren in Rio de Janeiro.

Clarice Lispector gilt als eine der wichtigsten weiblichen Stimmen der brasilianischen Literatur des 20. Jahrhunderts und genießt in Brasilien bis heute Kultstatus. Anlässlich ihres 40. Todestags ehren wir die Autorin mit einer Lesung auf Portugiesisch und Deutsch und führen ein Werkstatt-Gespräch mit Luis Ruby und Konstantin Lannert.

Clarice Lispector (1920–1977) wurde in der Ukraine geboren, gelangte mit ihrer Familie auf der Flucht vor Pogromen in den Nordosten Brasiliens, wuchs in Recife auf und lebte später in Rio de Janeiro. Dort studierte sie Jura und begann eine Karriere als Journalistin. Im Alter von dreiundzwanzig Jahren publizierte sie ihren ersten Roman Nahe dem wilden Herzen, der viel Aufsehen erregte. Kurz danach heiratete sie einen Diplomaten, bekam zwei Söhne und lebte bis 1959 außerhalb Brasiliens. Wieder in Rio, getrennt von ihrem Mann und alleinerziehend, arbeitete sie als Journalistin und Übersetzerin.

Sie schrieb Romane, Erzählungen und Kinderbücher und wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet. Ihre literarischen Kolumnen und Kurzgeschichten machten sie einem großen Publikum bekannt. Sie starb einen Tag vor ihrem 57. Geburtstag an Krebs. In Brasilien genießt sie bis heute Kultstatus und beeinflusst im literarischen wie im künstlerischen Milieu die neuen Generationen.

Luis Ruby übersetzt aus dem Spanischen, Italienischen, Portugiesischen und Englischen und ist Lehrbeauftragter im Masterstudiengang Literarisches Übersetzen an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. 2013 erschien im Schöffling Verlag seine Übersetzung von Clarice Lispectors O lustre (Der Lüster, dt. Erstausgabe), 2016 die Neuübersetzung von A hora da estrela unter dem Titel Der große Augenblick. Er wurde für seine Arbeit mit dem Bayerischen Kunstförderpreis (2008) und dem Münchner Literaturstipendium (2013) ausgezeichnet.

Konstantin Lannert macht Ausstellungen und ist Mitarbeiter am Münchner Stadtmuseum. In den vergangenen Monaten kuratierte er „BIER.MACHT.MÜNCHEN“, „Menthaphysica“, „Stonewashed Vol.ONE“ sowie „Frucht & Faulheit“, eine Ausstellung brasilianischer Gegenwartskunst in der Lothringer13 Halle. Aktuell arbeitet er an einem Projekt, welches ab April 2018 in São Paulo zu sehen sein wird.

Moderation: Luísa Costa Hölzl

Eintritt frei

Rroom
Lothringer 13
Lothringer Str. 13
81667 München
www.lothringer13.de

Eine Veranstaltung von LUSOFONIA e.V. mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats der LH München

LH München Kulturreferat