Am 25. April 1974 ertönte um 00:20 Uhr aus allen Radiogeräten das Lied „Grândola, vila morena“ von José Afonso. Es war das verabredete Zeichen der Offiziere, die sich im „Movimento das Forças Armadas“ (MFA) zusammengeschlossen hatten, um in Lissabon einzumarschieren und Ministerien, Rundfunk- und Fernsehsender, später den Flughafen und die Zentrale des Geheimdienstes PIDE zu besetzen.

Die lang herbeigesehnte Nelkenrevolution veränderte Portugal, die Menschen sahen wieder eine Perspektive: Der grausame, seit mehr als zehn Jahren andauernde Kolonialkrieg an verschiedenen Fronten wurde beendet, die Länder erlangten ihre Unabhängigkeit. Portugal wurde aus der Isolation herausgeholt. Heute ist Portugal ein verlässlicher Partner der Europäischen Union. Aber wie überall in Europa ist heute auch in Portugal, wo rechtsextreme Kräfte die demokratischen Errungenschaften der Revolution von 1974 infrage stellen, die Demokratie gefährdet.

Nicht zuletzt deshalb ist ein Rückblick auf die damaligen befreienden Ereignisse mehr als angebracht. Aus künstlerischen und anderen Perspektiven erinnern wir an sie und feiern ihre demokratischen Errungenschaften.

Programm:

Sonntag, 28. April, 18.00 Uhr, Foyer
Eröffnung der Fotoausstellung (bis 3. Mai 2024): Wandmalereien im Wandel der Zeit: 1977, 1997 und heute
Anhand von Fotografien von Wandmalereien wollen wir Schlaglichter auf die Revolution und ihr Erbe werfen. Aufnahmen von 1977, 1997 und 2024 geben der Geschichte einen künstlerischen Ausdruck der politischen Auseinandersetzung und der Meinungsvielfalt im Zeitverlauf. Einführung u.a. mit den Fotografen Hartmut Heller und Bernhard Inderst.
Eintritt frei

Hartmut Heller, geb. in Sonthofen/Allgäu. Nach einem Studium in München arbeitete Heller als Dipl. Soziologe und Schattenphotograph. Außerdem war er viele Jahre im Mieterverein München e.V. aktiv. Als Fotograf zeigte er verschiedene Ausstellungen zu Griechenland, Portugal und anderen Themen.

Donnerstag, 2. Mai, 17 Uhr, Großer Saal
Filmvorführung: Capitães de Abril (Nelken für die Freiheit) (123 Min., Omengl. UT)
Der Spielfilm aus dem Jahr 2000 unter der Regie von Maria de Medeiros basiert auf dem Militärputsch, der in der Nacht auf den 25. April 1974 in Portugal stattfand. Aufständische Truppen besetzen die Kaserne und gegen drei Uhr nachts marschieren sie in Richtung Lissabon. Der Film, eine Hommage an die jungen Soldaten, die ihr Heimatland aus dieser dunklen Zeit retteten, schildert einfühlsam und emotional den Tag, der ein ganzes Land verändern und eine neue Zeit einläuten sollte.
Eintritt frei

Donnerstag, 2. Mai, 19:30 Uhr, Großer Saal
Poesie & Musik
Zu den Klängen des Sängers und Dichters Zeca Afonso beginnt in der Nacht auf den 25. April 1974 die Revolution. Eine Revolution, die in den Worten von Lyrikerinnen und Lyrikern vorausgedacht, reflektiert und erinnert wird. Wir lesen Gedichte, die von den dunklen Zeiten der Diktatur sprechen, von der revolutionären Begeisterung und von den Träumen und Visionen, die daraus erwuchsen. Mit Gedichten u.a. von Alexandre O’Neill, Sophia de Mello Breyner, Manuel Alegre. Dazu Gitarrenarrangements u.a. von Zeca Afonso und Paulo de Carvalho.
Zweisprachige Lesung: Luísa Costa Hölzl und Wanda Jakob
An der Gitarre: João Pedro Marques
Eintritt: 8€ (Abendkasse)

João Pedro Lopes Marques, geb. 2004 in Vila do Conde/Portugal, erhielt seine Ausbildung in klassischer Gitarre in Portugal. Seit 2022 studiert er an der Hochschule für Musik und Theater München unter der Anleitung von Franz Halász. Er hat an Meisterkursen bei renommierten Musikern teilgenommen und bereits an verschiedenen Orten wie Casa da Música do Porto solistisch und in Kammermusikgruppen gespielt. Zuletzt machte er Arrangements basierend auf dem symbolträchtigen Liedgut der Nelkenrevolution, die er mit der ihm eigenen Virtuosität vortragen wird.

Freitag, 3. Mai, 19:30 Uhr, Großer Saal
Talk mit Prof. Dr. Teresa Pinheiro (Uni Chemnitz): Die Nelkenrevolution, ihre Folgen und neue Formen der Erinnerung
Die portugiesische Germanistin, Kulturwissenschaftlerin und Anthropologin nimmt uns mit auf eine lebhafte Reise durch die 50 Jahre nach der Nelkenrevolution. Im Dialog mit dem Publikum geht sie den wahren und unwahren Erinnerungen nach, gleicht diese mit Daten und Fakten ab und gibt wertvolle Aufschlüsse über den aktuellen Rechtsruck in Portugal (in deutscher Sprache).
Moderation: Dr. Rosário Costa-Schott
Musikalische Umrahmung an der Gitarre: João Pedro Marques
Eintritt: 8€ (Abendkasse)

Teresa Paula Pinheiro, geb. 1972 in Lissabon, studierte Germanistik und Lusitanistik in Lissabon und Köln und promovierte 2002 in Kulturwissenschaftlicher Anthropologie an der Universität Paderborn. Nach einer Juniorprofessur an der TU Chemnitz ist sie seit 2011 Professorin für „Kulturellen und Sozialen Wandel“ am Institut für Europäische Studien der TU Chemnitz. Gastprofessuren, Forschungsaufenthalte sowie eine beachtliche Publikationsliste u.a. zur europäischen Identität peripherer Länder wie Portugal und Spanien und zum Ende des portugiesischen Kolonialismus Portugals zeichnen sie als Expertin für die Auseinandersetzung mit dem Erbe der Nelkenrevolution aus.

Freitag, 4. bis Sonntag, 6. April
Fotoausstellung: 3 x Lisboa Impressões – Revolução – Arte no Metrô
Fotografien von Monika Geyer, Hartmut Heller und Lothar Schiffler aus der portugiesischen Hauptstadt. Der Gitarrist Henrique de Miranda Rebouças untermalt die Vernissage mit portugiesischer Musik aus mehreren Jahrhunderten.
Eintritt frei
Vernissage am Freitag ab 19 Uhr
Öffnungszeiten: Samstag 12 – 15.30 Uhr und Sonntag von 11 – 18 Uhr

Samstag, 5. April
Portugiesisch- Blitzkurs | 16 – 17.30 Uhr
Mit Fernando Pessoa (1888-1935), dem bekanntesten Dichter portugiesischer Sprache des 20. Jahrhunderts, die Kultur und Sprache Portugals entdecken: Spielerisch lesen und besprechen wir Texte im Original. Keine Vorkenntnisse notwendig.
Kursgebühr: 8 €
Anmeldung Tel. 14 33 818 21
Dozentin: Luísa Costa Hölzl

Fado Sul | 20 Uhr
Daniela Bauer, Luís Maria Hölzl und André Herteux haben sich als Fado Sul der faszinierenden Musik des Fado verschrieben. Gemeinsam durchschreiten sie die ganze emotionale Bandbreite des Fado, die sich durchaus nicht auf die sprichwörtliche saudade, die sehnsüchtige Wehmut, beschränkt, sondern von tiefempfundenem Schmerz bis zu ekstatischer Freude reichen kann.
Eintritt 15 € / erm. 13 € (Schüler & Studenten, München Pass)
Anmeldung: Tel. 14 33 818 21 |

Sonntag, 6. April
Poesie-Matinée | 11 – 12 Uhr
Mit Luísa Costa Hölzl und Wanda Jakob
Quando o vento a leva ao baile, baila no baile com o mar … Weht der Wind sie auf zum Tanz, will sie mit den Wellen tanzen ...: ein heiteres Bild von Lissabon, das Gedicht „Maria Lisboa“, gesungen und bekannt auch als Fado. Jahrhundertelang inspirierte die weiße Stadt an der Tejo-Mündung mit ihren verwinkelten Gassen und leuchtenden Plätzen – so nobel wie volksnah – die Dichter. Mal fröhlich, mal melancholisch, mal mit sozialem Impetus, doch beinahe immer sehnsuchtsvoll besingen sie vielstimmig die Stadt. Mit Büchertisch zum Stöbern.