„Das Wort erschafft die Wirklichkeit. Wer eine Geschichte erfindet, erfindet eine Welt. Es gibt keine wahre Fiktion, da uns jede Fiktion eine Wirklichkeit auferlegt.”

Diese Worte des angolanischen Schriftstellers José Eduardo Agualusa beschreiben auch seine eigene Gabe, Geschichten zu erfinden und mit diesen neue Wirklichkeiten zu erschaffen. Wer sich davon überzeugen möchte, kann dies in einer virtuellen Begegnung mit José Eduardo Agualusa tun. In einem Onlinegespräch mit seinem Übersetzer Michael Kegler unterhalten sich die beiden über Inseln, Winde und Meere, über „die Lebenden und die Anderen“ (Titel seines jüngsten Romans). Zudem bekommen wir eine von Agualusas aktuellen Kolumnen zu hören.

Der Autor wird von seinem Schreiben berichten, von Fiktionen und Wirklichkeiten, vom Schaffen und vom Alltag, von Erlebnissen und Träumen. Das lebendige Gespräch ist offen für die aktive Teilnahme all derer, die das möchten, und bringt uns so der Literatur, ihren Themen und ihrer Rolle für und zwischen uns ein Stück näher.

Lesung und Gespräch: José Eduardo Agualusa und Michael Kegler
Musikalische Begleitung: Dandara Modesto

José Eduardo Agualusa, 1960 in Huambo/Angola geboren, studierte Agrarwissenschaft und Forstwirtschaft in Lissabon. Seine Gedichte, Erzählungen und Romane wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Eine allgemeine Theorie des Vergessens stand auf der Shortlist des Man Booker International Prize 2016. In seinem jüngsten, bisher noch nicht auf Deutsch erschienenen Roman, “Os vivos e os outros” (2020), stranden einige Autoren unfreiwillig auf einer Insel, die sie wegen eines Unwetters nicht verlassen können. Agualusa lebt als Schriftsteller und Journalist zurzeit in Mosambik.

Michael Kegler, geb. 1976 in Gießen, verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Liberia und Brasilien. Seit den 90er Jahren übersetzt er Literatur aus dem lusofonen Sprachraum.2014 erhielt er den Straelener Übersetzerpreis und 2016, gemeinsam mit dem von ihm übersetzten Luiz Ruffato, den Hermann Hesse-Preis der Stadt Calw. Er übersetzte auch die drei zuletzt auf Deutsch erschienenen Romane von Agualusa. 2021 erscheinen viele Übersetzung großer portugiesischer Autor*innen aus seiner Feder, so u.a. von Sophia de Mello Breyner Andresen, Al Berto und Ana Luísa Amaral.

Dandara Modesto, Sängerin und Musikerin, geb. 1990 in São Paulo, lebt heute in Zürich. Mit ihrem charismatischen Gesang verarbeitet sie verschiedene künstlerische Ausdrucksweisen, von der Musik über Poesie und Performance bis hin zu den bildenden Künsten. Ihr zeitgenössischer, ein “anderes” Brasilien repräsentierender Stil hat seine Wurzeln in der Música Popular Brasileira, steht in der Tradition des brasilianischen Liedguts und der beliebten afrobrasilianischen Rhythmen und bedient sich mit einem Augenzwinkern bei Jazz und Groove.

Die bei dieser Online-Veranstaltung im Rahmen des African Book Festivals zusammenkommenden Autor*innen reisen durch verschiedene literarische Universen. Ihre Romane atmen Musik, entwickeln sich entlang neuer und neuentdeckter Rhythmen, kreuzen Politik und Geschichte, Poesie und Phantasie und feiern bis vor kurzem marginalisierte Kulturen, wie beispielsweise jene magisch und humorvoll erzählte musikalische Road-Novel „Die Frauen meines Vaters“ von José Eduardo Agualusa, vor einigen Jahren dem Münchner Publikum vorgestellt. Mit seinem dritten Kurator Kalaf Epalanga rückt das African Book Festival 2021 Angola ins Augenmerk der deutschen Leserschaft.

Eine literarisch-musikalische Performance mit José Eduardo Agualusa, Kalaf Epalanga, Martha Fessehatzion, Moses Leo, Ondjaki, Telma Tvon, Toty Sa´Med und Yara Monteiro
Bühnenperformance: Martha Fessehatzion & Moses Leo
Musik: Toty Sa’Med

Das African Book Festival findet in diesem Jahr vom 16.-18. April in Berlin statt mit Ablegern in Leipzig und München. africanbookfestival.de

Der angolanische Schriftsteller José Eduardo Agualusa stellt seinen Roman Eine allgemeine Theorie des Vergessens (Verlag C.H. Beck, 2017) zusammen mit seinem Übersetzer Michael Kegler vor.

Am Vorabend der angolanischen Revolution ergreifen die ehemaligen Kolonisatoren panisch die Flucht. Ludovica, eine schüchterne Portugiesin, bleibt zurück. Sie traut sich nicht aus dem Haus, zieht zwischen Wohnungstür und Treppenhaus eine Mauer hoch und richtet sich, einem Robinson Crusoe ähnlich, in ihrer Insel ein: dem letzten Stock eines feinen Hochhauses in Luanda, das unter den unterschiedlichsten Akteuren des jahrzehntelangen Bürgerkrieges zu einer Behausung von Armen und Flüchtlingen mutieren wird. Von ganz oben, mit Blick auf den wachsenden Moloch Luanda, wird sie von den Umwälzungen nur wenig mitbekommen und dennoch ohne Absicht und durch eine Kette von Zufällen das Leben einiger Menschen beeinflussen. In ihrer Einsamkeit notiert Ludovica an den Wänden des Appartements ihr Leben, so wie der Roman die vielen Lebensgeschichten aufschreibt, um gegen die allgemeine Theorie des Vergessens die Erinnerungen eines Landes lebendig zu halten.

José Eduardo Agualusa gelingt es, mit Empathie für seine Protagonisten und heiterer Leichtigkeit, schwere Themen zu behandeln wie Krieg und Gewalt, Korruption und Gier, Angst und Hass.

José Eduardo Agualusa, 1960 in Huambo/Angola geboren, studierte Agrarwissenschaft und Forstwirtschaft in Lissabon. Seine Gedichte, Erzählungen und Romane wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Eine allgemeine Theorie des Vergessens stand auf der Shortlist des Man Booker International Prize 2016. Agualusa lebt als Schriftsteller und Journalist zurzeit in Mosambik.

Michael Kegler erhielt 2014 den Straelener Übersetzerpreis und, gemeinsam mit dem von ihm übersetzten Luis Ruffato, 2016 den Hermann Hesse-Preis der Stadt Calw. Er übersetzte auch die drei zuletzt auf Deutsch erschienenen Romane von Agualusa.

Eine Veranstaltung der Münchner Stadtbibliothek in Kooperation mit LUSOFONIA e.V. und dem C.H. Beck Verlag

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