Vor einem Jahr wurde die vom Diplomaten und Schriftsteller João Almino konzipierte Reihe ‚Große Brasilianische Autoren‘ verheißungsvoll eingeweiht. Sie ist Teil der Sammlung Kultur und Diplomatie der Stiftung Alexandre de Gusmão – FUNAG, in Partnerschaft mit dem Institut Guimarães Rosa, und vereinigt Reflexionen namhafter zeitgenössischer Intellektueller zu Klassikern der brasilianischen Literatur.
Von den bisher erschienenen zwölf feinen, kurzweiligen, zweisprachigen (portugiesisch / deutsch) Essays sind bereits vier präsentiert worden. Den Auftakt macht an diesem Abend Gonçalves Dias mit seinem „Lied des Exils“, auf der Spur der Frage nach der brasilianischen Identität. Weiter geht es mit Lima Barreto, dem so kämpferischen wie zu lange vergessenen Schriftsteller (Essay von Lilia Moritz Schwarcz). Modernismen in Trance widmet sich Schlüsselfiguren der Moderne. Gegenbild dazu ist dann das Werk Graciliano Ramos’, jenem konservativen Progressisten in den Worten von Luiz Ruffato. Die Präsentation schließt mit vier Autorinnen des 20. Jahrhunderts: Rachel de Queiroz, Carolina de Jesus, Clarice Lispector und Hilda Hilst, allesamt inzwischen und aufgrund aufmerksamer Kritik fester Bestanteil des brasilianischen Literaturkanons.
Luísa Costa Hölzl führt in die Reihe ein und liest Einzelpassagen aus den Werken vor.
Der literarische Spaziergang wird musikalisch von Abdallah Harati (Gitarre) und Márcio Schuster (Saxofon) begleitet, zwei der bedeutendsten in München ansässigen brasilianischen Musiker.
In der vom Generalkonsul und Schriftsteller João Almino begründeten Reihe ‚Große Brasilianische Autoren‘ finden sich Essays namhafter Intellektueller zu Klassikern der brasilianischen Literatur. Sie beschäftigen sich unter anderem mit der Suche nach Geselligkeit bei Machado de Assis, der wechselseitigen Inspiration von Malerei und Literatur beim Modernisten-Paar Tarsila do Amaral und Oswald de Andrade, oder auch mit Euclides da Cunhas anhand des Krieges von Canudos entwickelter Soziologie, die die brasilianische Identität im 20. Jahrhundert prägte. Luísa Costa Hölzl führt in die Reihe ein.
Die Sozialwissenschaftlerin Barbara Freitag befasst sich in ihrem Beitrag mit den Reisen deutschsprachiger Gelehrter durch das Brasilien des 19. Jahrhunderts. In ihrem vierteiligen Essay folgt sie den Spuren der Amazonasexpeditionen des österreichischen Zoologen Johann Natterer und des Mediziners Georg Heinrich von Langsdorff, sowie neben Adelbert von Chamissos „Reise um die Welt“ (1836) vor allem den bedeutenden Reisen der beiden bayerischen Naturforscher und Freunde Johann Baptist von Spix und Carl Friedrich Phillipp von Martius, die nicht zuletzt Goethes Interesse an Brasilien weckten.
Im Anschluss an diesen Spaziergang durch die literarische Vergangenheit Brasiliens stellt der Lyriker Leonardo Tonus gemeinsam mit der Übersetzerin Lilli-Hannah Hoepner seinen neuesten Gedichtband Aufzeichnungen von hoher See vor (Hagebutte Verlag, 2023). Darin ergründet er die Fluchtbewegungen unserer Zeit und die Migrationsgeschichte der eigenen Familie: Worte als Orientierungspunkte auf einer inneren Sternenkarte, Gedichte als Logbucheinträge auf einem Meer zwischen Gestern und Heute.
Der literarische Spaziergang wird musikalisch von Caiana Duo begleitet, die als Initiatoren der Roda de Choro in München bekannt geworden sind.
Durch den zweisprachigen Abend (portugiesisch/deutsch) führt Luísa Costa Hölzl.
Mit: Barbara Freitag (Sozialwissenschaftlerin), Leonardo Tonus (Lyriker) und Lilli-Hannah Hoepner (Übersetzerin).
Musik: Caiana Duo (Abdallah Harati, João Araújo)
Moderation: Luísa Costa Hölzl
Angola ist dem deutschen Lesepublikum ein unbekanntes Terrain. Wenige werden Luandino Vieira, Pepetela, José Eduardo Agualusa oder Ondjaki kennen, obwohl von diesen Autoren mehrere Romane auf Deutsch vorliegen. Doch von Ana Paula Tavares, Roderick Nehone oder Arnaldo Santos hat man nie etwas gehört, geschweige gelesen. Und was wissen wir von Angola, von der kulturellen und linguistischen Vielfalt dieses Landes? Was spielte die Literatur für eine Rolle während des Kolonialismus, der Unabhängigkeit 1975 und der folgenden zwei Jahrzehnten Bürgerkrieg? Welche Rolle spielt sie heute nach der demokratischen Öffnung von 2017 und der Pandemie?
Wir wollen herausfinden, wo der angolanische Literaturbetrieb steht, wie es den Autor:innen, ihrem Schaffen und ihrem Werke geht. Gibt es neue literarische Trends, neue junge Stimmen?
Über neue Bücher und Schriftsteller:innen aus Angola und die Lage des Literaturbetriebs in diesem großen westafrikanischen Landspricht der Schriftsteller, Journalist und Kommunikationsberater João Melo aus Angola mit dem Übersetzer und Literaturvermittler Michael Kegler und der Literaturdozentin und Herausgeberin Luísa Costa Hölzl.
João Melo, Schriftsteller, Journalist und Kommunikationsberater, 1955 in Luanda/Angola geboren und aufgewachsen, studierte Jura und Kommunikationswissenschaften in Portugal und Brasilien. Gründungsmitglied des angolanischen Schriftstellerverbands und der angolanischen Akademie für Literatur und Sozialwissenschaften. Als Journalist arbeitet er für mehrere Zeitungen in Angola, Portugal und Brasilien. In mehreren Ländern veröffentlichte er Gedichte, Kurzgeschichten und Essays in Anthologien, Zeitschriften, Zeitungen und Literaturblogs, so wie insgesamt 22 Bücher, zuletzt 2021 den Gedichtband Diário do Medo („Tagebuch der Angst“).
Michael Kegler, geb. 1967 in Gießen, verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Liberia und Brasilien. Seit den Neunzigerjahren übersetzt er Literatur aus dem lusofonen Sprachraum.2014 erhielt er den Straelener Übersetzerpreis und 2016, gemeinsam mit dem von ihm übersetzten Autor Luiz Ruffato, den Hermann Hesse-Preis der Stadt Calw.
Luísa Costa Hölzl, geboren 1956 in Lissabon, lebt in München, wo sie sich für die Förderung der lusofonen Kulturen und Literaturen engagiert. Herausgeberin von literarischen Anthologien, Publizistin und Dozentin für Portugiesisch in München und Salzburg.
Mehr als eineinhalb Jahre Pandemie, in der die Welt den Atem angehalten hat, sind vergangen. Die Kontaktbeschränkungen haben Kultur im öffentlichen Raum unmöglich gemacht, Lesungen sind ausgefallen oder wurden verschoben. Doch nach und nach können wir wieder aufatmen, endlich. Aber gilt das auch für Brasilien und seine vielfältige Literatur?
Wir wollen herausfinden, wo der brasilianische Literaturbetrieb steht, wie es den Autor:innen geht, ob sie und ihr Schaffen, ihre Werke heil aus der Krise herausgekommen sind. Haben sie sich zurückgezogen und geschrieben, vielleicht so viel wie noch nie? Wer ist verstummt, wer doppelt so laut wie zuvor? Gibt es neue literarische Trends, neue junge Stimmen?
Über neue Bücher und Schriftsteller:innen aus Brasilien und die Lage des brasilianischen Literaturbetriebs sprechen der Übersetzer und Literaturvermittler Michael Kegler und die Literaturdozentin und Herausgeberin Luísa Costa Hölzl mit dem Journalisten, Autor und Herausgeber der bedeutenden brasilianischen Literaturzeitschrift Rascunho, Rogério Pereira.
Rogério Pereira, geb. 1973 in Galvão (Santa Catarina, Brasilien), ist Journalist, Herausgeber und Autor. 2000 lancierte er in Curitiba die Zeitschrift Rascunho (https://rascunho.com.br/) – eine der wenigen Zeitschriften über Literatur in Brasilien. Er koordiniert außerdem die literarische Bühne Paiol Literário (https://paiolliterario.com.br/). Von 2011 bis 2019 war er der Leiter der Öffentlichen Bibliothek von Paraná. Er hat den Roman Na escuridão, amanhã (2013) sowie zahlreiche Kurzgeschichten veröffentlicht, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden.
Michael Kegler, geb. 1967 in Gießen, verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Liberia und Brasilien. Seit den Neunzigerjahren übersetzt er Literatur aus dem lusofonen Sprachraum.2014 erhielt er den Straelener Übersetzerpreis und 2016, gemeinsam mit dem von ihm übersetzten Autor Luiz Ruffato, den Hermann Hesse-Preis der Stadt Calw.
Luísa Costa Hölzl, geboren 1956 in Lissabon, lebt in München, wo sie sich für die Förderung der lusofonen Kulturen und Literaturen engagiert. Herausgeberin von literarischen Anthologien, Publizistin und Dozentin für Portugieisch.