In dem Roman Eine tausendmal wiederholte Lüge trägt ein Mann auf seinen Fahrten in einem öffentlichen Bus in der portugiesischen Stadt Porto ein Buch mit sich. Ein Buch, das er nicht geschrieben, sondern aus fremden Texten zusammengestellt hat. Er gibt sich als dessen Autor aus und liest seinen Mitreisenden Passagen daraus vor, in der Hoffnung auf Erfolg und Ruhm. Seine Geschichten sind so erstaunlich und verrückt wie vergnüglich und ziehen sich über das gesamte 20. Jahrhundert und viele verschiedene Orte der Welt hin.

Manuel Jorge Marmelo treibt, in Anlehnung an große Namen wie Borges, Pessoa oder Calvino, seine Spielchen mit der Fiktion … Die Figur des Erzählers erinnert an die Märchenerzähler und Marktschreier, die einst ihre Geschichten verkauften und deren Fabulierkunst Menschen von ihrem beschwerlichen Alltag befreite. Es bleibt offen, ob die Literatur es vermag, auch die Menschen von heute aus der Lethargie zu befreien, jedenfalls gelingt es diesem Roman, uns in einem Balanceakt zwischen Wahrheit und Lüge sehr geschickt durch ein Labyrinth aus fiktiven Welten zu führen.

Gerd Holzheimer leitet Episoden dieser wundersamen Erzählung ein, die auf Deutsch und Portugiesisch gelesen werden, und Michael Kegler wird im Gespräch mit Manuel Jorge Marmelo die Geheimnisse von Marmelos Werk erschließen.
Dr. Martin Rohmer, Leiter der Villa Waldberta, eröffnet die Veranstaltung und heißt die Gäste willkommen.

Manuel Jorge Marmelo, geb. 1971 in Porto, schreibt, seit er kaum volljährig bei der portugiesischen Tageszeitung „Público“ anheuerte. 1999 erschien sein erster Roman. Bislang veröffentlichte er rund zwei Dutzend Romane, Erzählbände, Theaterstücke und Kinderbücher. Für Eine tausendmal wiederholte Lüge wurde er im Februar 2014 mit dem portugiesischen Literaturpreis „Correntes d´Escritas/Casino da Póvoa“ ausgezeichnet. Sein jüngster Roman, A última curva do caminho, erschien im Frühjahr 2022 und ist eine nostalgische Erzählung aus der Perspektive eines alten Professors.

Michael Kegler, geb. 1967 in Gießen, verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Liberia und Brasilien. Seit den Neunzigerjahren übersetzt er Literatur aus dem lusofonen Sprachraum.2014 erhielt er den Straelener Übersetzerpreis und 2016, gemeinsam mit dem von ihm übersetzten Autor Luiz Ruffato, den Hermann Hesse-Preis der Stadt Calw. 

Die Villa Waldberta öffnet ihre Pforten für diese Matinee, die im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Literarischer Herbst im Fünf-Seen-Land” stattfindet.

Manuel Jorge Marmelo: Eine tausendmal wiederholte Lüge
Aus dem Portugiesischen von Michael Kegler
(A1 Verlag 2015)

Ein 36jähriger Frühpensionist aus Porto hat keine Lust, ein Buch zu schreiben, trotzdem möchte er als Schriftsteller und öffentliche Person Anerkennung und Berühmtheit erlangen. So entschließt er sich, ein Buch aus fremden Texten zusammenzustellen, es mit einem vielversprechenden Titel zu versehen und immer bei sich zu führen. In den öffentlichen Verkehrsmitteln spricht er Fremde an, macht sie auf sein 1200 Seiten dickes Buch aufmerksam, erzählt an den Haaren herbeigezogene Geschichten oder liest daraus vor.

Marmelo treibt, in Anlehnung an große Namen wie Borges, Pessoa oder Calvino, seine Spielchen mit der Fiktion… Und doch ist es ein ernstes Spiel, denn Oscar Schidinski, der vermeintliche Autor des erfundenen Buches „Eroberte Stadt“, ein aus Ungarn stammender Jude, versammelt in und um sich die schlimmsten Untaten des 20. Jahrhunderts, Erlebnisse von Terror, Flucht und Heimatlosigkeit. Zugleich vertreibt der Erzähler seinen Mitreisenden im Stadtbus die Zeit mit Begebenheiten, die ihr langweiliges Leben zwar erheitern, aber auch aufrütteln sollen. Seine Figur erinnert an die Märchenerzähler und Marktschreier, die einst ihre Geschichten verkauften und deren Fabulierkunst Menschen von ihrem beschwerlichen Alltag befreite. Es bleibt offen, ob die Literatur es vermag, auch die Menschen von Heute aus ihrer abgestumpften Lethargie zu befreien, jedenfalls gelingt es diesem Roman, uns mit einem Balanceakt zwischen Wahrheit und Lüge sehr geschickt in labyrinthische fiktive Welten zu entführen.

Manuel Jorge Marmelo, geboren 1971 in Porto, schreibt, seit er kaum volljährig bei der portugiesischen Tageszeitung „Público“ anheuerte. 1997 erschien seine erste Novelle, 1999 sein erster Roman. Seitdem veröffentlichte er fast zwei Dutzend Romane, Erzählbände, Theaterstücke und Kinderbücher. Für Eine tausendmal wiederholte Lüge wurde er im Februar 2014 mit dem portugiesischen Literaturpreis „Correntes d´Escritas/ Casino da Póvoa“ ausgezeichnet. Nachdem er 2012 die Stelle als Journalist verlor und arbeitslos wurde, schrieb er den Roman O tempo morto é um bom lugar (Die tote Zeit ist ein guter Ort“). Seit einem Jahr arbeitet er wieder,  als Pressesprecher der Gemeinde Matosinhos. Marmelo lebt in Porto.

Der Übersetzer und Moderator Michael Kegler wurde 1967 in Gießen geboren und hat einen Teil seiner Kindheit in Liberia und Brasilien verbracht. Er arbeitete als Buchhändler und Journalist und übersetzt seit Ende der neunziger Jahre aus dem Portugiesischen, u. a. José Eduardo Agualusa, João Paulo Cuenca und Luiz Ruffato. 2014 wurde er mit dem Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW ausgezeichnet.

Künstlerbeitrag: 10€ / 8€

IG – InitiativGruppe e.V., Karlstraße 48 Hinterhaus (Eingang neben Tengelmann)
www.initiativgruppe.de

Reservierung: info@lusofonia-muenchen.de

Eine Veranstaltung von LUSOFONIA e.V., gefördert vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München und mit freundlicher Unterstützung des A1 Verlags

Kulturreferat LH München