„Ich hätte gern ein Gedicht, das schwer atmet, // hemmungslos.“ (Ana Luísa Amaral)
„Die Dichterin ist die Putzkraft // sie räumt das Gedicht auf // wie sie das Haus aufräumt“ (Adília Lopes)
Die lyrischen Stimmen der beiden portugiesischen Dichterinnen Ana Luísa Amaral (1956-2022) und Adília Lopes (1960-2024) sollen an diesem Abend hörbar und lebendig werden: Ihre Übersetzer*innen, Odile Kennel und Michael Kegler, lesen aus ihren Gedichten und sprechen mit dem brasilianischen Dichter und Literaturwissenschaftler Eduardo Sterzi.
Das Gesamtwerk von Ana Luísa Amaral kam einige Monate vor ihrem Tod im Jahr 2022 unter dem Titel „O olhar diagonal das coisas“ (Die schräge Sicht der Dinge) heraus. Adília Lopes versammelte 2024 unter dem Titel „Dobra“ (Falte) ihre Gedichte von 1983 bis 2023. Beide Werke erschienen im renommierten Verlag Assírio&Alvim.
Die Poetinnen gehören nicht nur derselben Generation an, gemeinsam ist ihnen auch eine kritische Haltung gegenüber der männlich dominierten Kultur, die Auseinandersetzung mit literarischen und künstlerischen Traditionen und eine beinahe fröhliche Hinwendung zu den alltäglichen Dingen, welche zwischen bittersüß und bitterböse schwanken kann.
Lesung und Gespräch werden von Luísa Costa Hölzl eingeführt und moderiert.
Ana Luísa Amaral, geboren 1956 in Lissabon, wuchs in Porto auf, wo sie lebte und an der Universität eine Professur für englische und amerikanische Literatur innehatte. Sie war Pionierin für Geschlechterstudien, veröffentlichte viele Gedichtbände und Kinderbücher und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Auf Deutsch erschienen neben einzelnen Gedichten der Lyrikband „Was ist ein Name” (Hanser Edition Lyrik Kabinett, 2021), übersetzt von Michael Kegler und Piero Salabè. Ana Luísa Amaral starb 2022 in Porto.
Adília Lopes (Pseudonym für Maria José da Silva Viana Fidalgo de Oliveira) wurde 1960 in Lissabon geboren und starb dort am 30. Dezember 2024. Sie studierte portugiesische und französische Literatur- und Sprachwissenschaft an der Universität in Lissabon und debütierte 1985 mit ihrem ersten Gedichtband, dem zu Lebzeiten rund 40 weitere Publikationen folgten. Auf Deutsch erschien 2001 eine Auswahl unter dem Titel „Klub der toten Dichterin“. Einige ihrer Gedichte wurden von Odile Kennel ins Deutsche übertragen.
Odile Kennel, deutsch-französische Lyrikerin und Übersetzerin, schreibt auf Deutsch und Französisch und lädt gerne weitere Sprachen in ihr Schreiben ein. Sie übersetzt zeitgenössische Lyrik aus dem Französischen, Portugiesischen, Spanischen und Englischen ins Deutsche. 2022 wurde sie für ihre Lyrikübersetzungen mit dem Paul-Scheerbart-Preis ausgezeichnet. Ihr Gedichtband irgendetwas dazwischen (Verlagshaus Berlin 2023) erhielt den Dörlemann-Preis der Hotlist der Unabhängigen Verlage.
Michael Kegler wurde 1967 in Gießen geboren und hat einen Teil seiner Kindheit in Liberia und Brasilien verbracht. Er arbeitete als Buchhändler und Journalist und übersetzt seit Ende der Neunzigerjahre aus dem Portugiesischen. 2014 erhielt er den Straelener Übersetzerpreis und 2016, gemeinsam mit dem von ihm übersetzten brasilianischen Autor Luiz Ruffato, den Hermann Hesse-Preis der Stadt Calw.
Eduardo Sterzi, geb. 1973 in Porto Alegre, Brasilien, ist Dichter, Journalist und Professor für Literaturtheorie an der Universidade Estadual de Campinas. Zu seinen Veröffentlichungen zählen u.a. die literaturwissenschaftlichen Werke Por que ler Dante (2008) und A prova dos nove: alguma poesia moderna e a tarefa da alegria (2008), sowie die Lyrikbände Prosa (2001), Aleijão (2009), Cavalo sopa martelo (2011), und Maus poemas (2016).
Luísa Costa Hölzl, geboren 1956 in Lissabon, lebt in München, wo sie sich für die Förderung der lusophonen Kulturen und Literaturen engagiert. Herausgeberin von literarischen Anthologien, Publizistin und Portugiesisch-Dozentin (LMU, MVHS).
Ort: Lyrik Kabinett
Amalienstraße 83a
80799 München
Tel.: 089-34 62 99
Eintritt frei
Die Veranstaltung findet in portugiesischer und deutscher Sprache statt.
Eine Veranstaltung konzipiert von Lusofonia e.V. im Rahmen des 16. Deutschen Lusistanistentages, organisiert vom Institut für Romanische Philologie der LMU München. Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats der Landeshauptstadt München.


