Die portugiesische Sprache gibt rund 300 Millionen Menschen eine Stimme und verbindet so diverse Regionen der Welt auf fast allen Kontinenten miteinander. Jedes Jahr markiert der 5. Mai den Welttag der portugiesischen Sprache, eine Hommage an die portugiesischsprachigen Kulturen. Das brasilianische Generalkonsulat in München und der hier ansässige Kulturverein Lusofonia e.V. freuen sich, dies mit einer Literaturveranstaltung zu würdigen.
Zunächst stellen wir zwei kürzlich in Brasilien erschienene Gedichtbände von in München lebenden brasilianischen Dichterinnen vor: „Folhas sobre a Mata“ (Giostri, 2024) von Simone Malaguti und „O lábio é outro“ (7letras, 2025) von Márcia Huber. Ihre Gedichte belegen, wie lebendig und schöpferisch die Muttersprache auch in der Diaspora bleibt. Im Pendeln zwischen erinnerten Zeiten und Orten, zwischen schmerzlich vermissten Menschen und üppigen Landschaften, kontrastiert mit dem hier und jetzt gelebten Alltag, erhält die Herkunft der beiden Lyrikerinnen eine bewegende Gestalt. Die Lesung aus den beiden Lyrikbänden findet auf Portugiesisch statt.
Daneben stellen wir eine Sammlung von Kolumnen von 18 Autor*innen aus portugiesischsprachigen Ländern vor, die in der Übersetzung von Michael Kegler in einem zweisprachigen Band bereits 2022 bei dtv erschienen ist. In den von Luísa Costa Hölzl ausgewählten Kolumnen spiegeln die große Reichhaltigkeit der Themen und die Vielseitigkeit, mit der sie behandelt werden, die unterschiedlichen Realitäten von Menschen aus den lusophonen Ländern und die Lebendigkeit der portugiesischen Sprache wider. Die Lesung der Kolumnen findet auf Deutsch statt.
Mit: Simone Malaguti und Márcia Huber
Lesung der Kolumnen auf Deutsch: Wanda Jakob
Moderation: Luísa Costa Hölzl
Musikalische Begleitung: Luan Fernando (Songwriter und Gitarrist)
Márcia Huber, geboren in Belém do Pará, Brasilien, absolvierte ein Tourismusstudium und zog 1990 nach Österreich, wo sie einen Magisterabschluss in Romanistik und deutscher Philologie erwarb. Seit 1996 lebt sie in Deutschland. Mehr als 20 Jahre lang leitete sie ein Übersetzungsbüro in München. Sie arbeitet ehrenamtlich für die WeCare Association, eine gemeinnützige Organisation, die nachhaltige Hilfsprojekte durchführt und sich im Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung in Kenia einsetzt. Ihre Gedichte wurden in mehreren Anthologien veröffentlicht. O lábio é outro (7Letras, 2025) ist ihr erstes Buch.
Simone Malaguti, geboren in São Paulo, hat an der USP einen Abschluss in Literatur, Romanistik und Germanistik erworben und an der Universität Kassel in Germanistik promoviert. Nach einer internationalen Karriere in der Wirtschaft begann sie ihre Universitätslaufbahn. Sie hat Literatur-, Kultur-, Medien- und Filmstudien veröffentlicht. An der LMU München führte sie den Kurs für Kreatives Schreiben in der Fakultät für Literaturwissenschaft ein. Sie forscht, übersetzt und ist als Beraterin für Literatur und digitale Bildung tätig. Folhas sobre a mata (Giostri, 2024) ist ihr literarisches Debüt.
Luan Fernando, geboren in München, ist Singer-Songwriter und Gitarrist. Er verbrachte seine ersten Lebensjahrzehnte in Brasilien. Seit 2018 lebt er wieder in seiner Geburtsstadt, um die musikalischen Fußstapfen seines Vaters Fernando Cruz zu erkunden, der in den 80er- und 90er-Jahren erfolgreicher Musiker in Deutschland war. 2020 veröffentlichte Luan seine erste Single „Rosa Colombiana”.
Clarice Lispector (1920-1977) schrieb zeit ihres Lebens für Zeitungen, unter anderem für Jornal do Brasil, das führende Presseorgan Brasiliens. Berühmt für ihre expressiven, das Innerste ihrer Figuren nach außen kehrenden Romane und Kurzgeschichten, erzählte Clarice hier in einer wöchentlichen Kolumne von ihrem eigenen Alltag. Dabei verwandelte sie persönliche Erlebnisse und Erinnerungen in berührende, häufig humorvolle kurze Episoden. Auch über ihr Schreiben reflektierte sie hier, teilte Leseerfahrungen und schlug Brücken zur brasilianischen Kunst und Musik ihrer Zeit. So entstanden durch Lispectors ureigene, so heitere wie spielerische Sicht der Welt echte Perlen der Erkenntnis.
Für den Band „Wofür ich mein Leben gebe: Kolumnen 1946-1977“ hat der Übersetzer ihrer Romane und Kurzgeschichten, Luis Ruby, die unterhaltsamsten und aufschlussreichsten Kolumnen ausgewählt und übersetzt.
Vorgestellt von Luis Ruby, gelesen von Luis Ruby und Wanda Jakob, begleitet an der klassischen Gitarre von Pedro Aguiar und köstlich versorgt durch das Team vom Restaurant La Favela im Bahnwärter Thiel, versprechen die Kolumnen einen vergnüglichen frühen Sommerabend!
Clarice Lispector wurde 1920 als Tochter jüdischer Eltern in der Ukraine geboren und wuchs im ärmlichen Nordosten Brasiliens auf. Sie studierte Jura, arbeitete als Lehrerin und Journalistin und führte als Diplomatengattin und später Alleinerziehende ein ebenso glamouröses wie rebellisches Leben. Bereits ihr erster, vielbeachteter Roman Nahe dem wilden Herzen (Perto do coração selvagem, 1944) brach mit allen konventionellen Regeln des Schreibens. Lispector starb 1977 mit nur 56 Jahren in Rio de Janeiro.
Luis Ruby, geb. 1970 in München, übersetzt aus dem Portugiesischen, Spanischen und Italienischen, neben Clarice Lispector auch Autoren wie Niccolò Ammaniti, Isaac Rosa und Hernán Ronsino. Er wurde für seine Arbeit u.a. mit dem Bayerischen Kunstförderpreis und dem Münchner Literaturstipendium ausgezeichnet.
Pedro Aguiar, geb. 1990 in Brasiliens Hauptstadt Brasília, studierte in Brasilien, den USA, Frankreich und Deutschland. Von 2013 bis 2018 lehrte er an der Hochschule für Musik und Theater München. Sein Schaffen wurde mit diversen internationalen Preisen geehrt, darunter die renommierte Alhambra Guitar Competition. Seine Debüt-CD „Brazilian Guitar Music“ erschien 2020 bei Naxos.