In ihrem Roman Die Dicke erzählt die portugiesische Schriftstellerin Isabela Figueiredo eindringlich und schonungslos aus dem Leben einer Frau, die als Kind aus Mosambik nach Portugal kommt und dort unter der Erfahrung von Zurückweisung und Verlassenheit erwachsen wird.

Maria Luísa geht durch die elterliche Wohnung in Almada, am Südufer des Tejo, gegenüber von Lissabon. Viele Jahre hat sie dort mit ihren Eltern gewohnt, nun sind beide tot. Auf ihrem Rundgang rufen das Mobiliar und der Nippes Erinnerungen hervor. So entwickelt sich in großen Bögen ihre Lebensgeschichte: ihre Ankunft als 12jährige in einem ihr fremden Portugal, die Zeiten bei Oma und Tanten in der Provinz, das Internat, das Studium in der Hauptstadt, die ersten Romanzen und schließlich die große Leidenschaft und Liebe für den jüngeren Studienkollegen David. Als auch die Eltern aus Mosambik zurückkehren, teilt sie den schwierigen Alltag mit ihnen, mitunter erhellt von glücklichen und unbeschwerten Momente einer verschworenen Gemeinschaft. Und immer wieder der Kampf mit dem eigenen übergewichtigen Körper, ihr „ungezähmtes Monster“, das sie später durch eine Magenverkleinerung bezwingen wird.

Die Zimmer als Resonanzräume von Maria Luísas Leben mit all seinen Abgründen und Illusionen lassen auch das Bild eines Landes entstehen, das sich teils mühsam, teils unbeschwert aus Jahrzehnten von Diktatur, Kolonialismus und einengender konservativer Moralvorstellungen befreit und, wie die Protagonistin, nach Stabilität und Glück ersehnt.

Die Journalistin und Schriftstellerin Isabela Figueiredo wurde 1963 in Lourenço Marques, dem heutigen Maputo, in Mosambik geboren und 1975 nach der Nelkenrevolution in Portugal und der Unabhängigkeit Mosambiks zu Verwandten zurück ins Landesinnere Portugals geschickt. In ihrem autobiografischen Bericht, Roter Staub. Mosambik am Ende der Kolonialzeit (auf Portugiesisch 2009 erschienen; auf Deutsch 2019, Weidle Verlag), setzte Isabela Figueiredo sich sehr persönlich und kritisch mit dem portugiesischen Kolonialismus in Mosambik auseinander. Ihr Roman, Die Dicke, ist 2021 auf Deutsch bei Weidle Verlag erschienen. Auf ihrem Blog und auf Facebook publiziert Isabela Figueiredo regelmäßig Kurzprosa.

Wir laden dazu ein, vom Sofa aus Blicke in diverse Ausstellungen und Sammlungen der lusofonen Welt zu werfen. Hier einige Links zu Museen, die virtuelle Besuche/Führungen anbieten, mal sind es nur Fotos, mal Panorama-Spaziergänge, meistens auf Portugiesisch, einige auf Englisch. Klicken Sie sich durch die Webseiten, es gibt schöne Überraschungen.

PINACOTECA DE SÃO PAULO

MUSEU NACIONAL DO RIO DE JANEIRO

MUSEU AFRO-DIGITAL, SALVADOR, BAHIA

MUSEU DE ARTE ANTIGA, LISSABON

MUSEU GULBENKIAN, LISSABON

PARK DES GULBENKIAN-MUSEUMS IN LISSABON
(in Gebärdensprache)

und weitere Angebote in Lissabon

FUNDAÇÃO DE SERRALVES IN PORTO

Bereits zum 15. Mal zeigt das Underdox Filmfestival in München sein Programm aus Dokumentation und Experiment, auch in diesem Jahr wieder mit portugiesischen Filmen.

Armour (PT/ CA 2020, 30min, engl., franz. OmeU)

Die Einstellungen zeitloser Landschaften und verschlafener Vororte dauern meist nur wenige Sekunden. Gelegentliche Inserts verknüpfen die Bilder mit der Geschichte von Hector, der allmählich die Kontrolle über sein Leben verliert. Trunken taumelt er in einer Ritterrüstung durch die Gegend von Rimouski (Québec), während er sich von der Welt entfremdet, fast wie am Vorabend des Jüngsten Gerichts.

Regisseur Sandro Aguilar (geb. 1974 in Angola, aufgewachsen in Portugal) zählt zur „shorts generation“, einer Gruppe Filmschaffender, die dem Kurzfilm neue Berechtigung verleihen.

A Dança do Cipreste (PT 2020, 37 min, port., engl. OmeU)

Ein Feld: Blumen – Gelb – Insekten. Das Gesicht einer Frau erscheint im Close-up, in die Kamera starrend, dazu Barockmusik. Mit Kohle zeichnet die Frau erotische Szenen und sexuelle Zweikämpfe auf die Steine. Szenenwechsel: Eine Meeresküste und deren demütige Bewohner: Seesterne, Seetang, Muscheln, Mollusken. Die Kunst erscheint wollüstig und um sie herum tobt das ekstatische Leben in voller Wucht. Just open your eyes! (FID Marseille)

Die Regisseur:innen Francisco Queimadela & Mariana Caló arbeiten seit ihrem Studium an der Academy of Fine Arts in Porto zusammen. Seit zehn Jahren präsentierten sie ihre Arbeiten auf internationalen Ausstellungen und Filmfestivals.

— Aufgrund der pandemischen Entwicklung und der damit verbundenen Schließung des Kinos, musste das Festival leider abgesagt werden. Wir bedauern dies sehr und bedanken uns für Ihr Verständnis.—

Im Rahmen des 4. Brasilianischen Frühlingsfestival werden am Sonntag, 22. März, zwei Filme gezeigt, die auf das literarische Werk von Luiz Ruffato zurückgehen.

18:00h

ESTIVE EM LISBOA E LEMBREI DE VOCÊ

Spielfilm nach dem gleichnamigen Roman von Luiz Ruffato. Erzählt wird die Geschichte von Sérgio de Souza Sampaio aus Cataguases, Minas Gerais, der nach einer Reihe von Enttäuschungen beschließt, nach Portugal zu ziehen. Dort will er Geld verdienen und später nach Brasilien zurückkehren. Das Leben in Lissabon zeigt ihm die schwierige Lage eines Einwanderers, die sich stark von seinen Träumen unterscheidet.

OmenglUT (Drama BR/PT 2016, 1h34)
Regie: José Barahona

19:45h

REDEMOINHO

Der Film behandelt Geschichten aus dem Opus von Luiz Ruffato, Vorläufige Hölle. Am Weihnachtsabend treffen sich zwei Freunde aus Kindheitstagen wieder. Die Begegnung spült ein gemeinsames Trauma an die Oberfläche. Das intensive Treffen der beiden bietet die Möglichkeit die unterschiedlichen Wege der Freunde neu zu bewerten, über Erinnerungen, Reue und Freundschaft zu sprechen.

OmU (Drama BR 2016, 1h40)
Regie: José Luiz Villamarim

Im weiteren Programm des 4. Brasilianischen Frühlingsfestivals werden ein Dokumentarfilm, sowei Dramen und Komödien gezeigt. Außerdem gibt es täglich Live-Musik (Vando Oliveira am Freitag und Luan Fernando am Samstag und Sonntag) und kulinarische Spezialitäten aus Brasilien.

Freitag, 20. März
20:30h Simonal

Samstag, 21. März
16:30h Amizade – Teokoayhu
18:30h Oração do Amor Selvagem
20:30h Maria do Caritó

Sonntag, 22. März
16:00h Se eu fosse você 2

— Aufgrund der pandemischen Entwicklung und der damit verbundenen Absage der Lesereise durch die Autorin, muss die Lesung leider abgesagt werden. Wir bedauern dies sehr und bedanken uns für Ihr Verständnis. —

In ihrem autobiografischen Bericht, Roter Staub. Mosambik am Ende der Kolonialzeit (2019, Weidle Verlag), setzt die portugiesische Schriftstellerin Isabela Figueiredo sich sehr persönlich und kritisch mit dem portugiesischen Kolonialismus in Mosambik auseinander.

Die Erzählerin wuchs als junges Mädchen in der Hauptstadt Mosambiks auf, dem heutigen Maputo. Im Zentrum ihrer Erinnerungen steht der Vater der Autorin, der seit den 1950er Jahren in Mosambik lebte und arbeitete. Den ärmlichen Verhältnissen der portugiesischen Provinz entflohen, entfaltet er seine Macht als Weißer, und die Tochter erlebt es hautnah mit. Ihre unschuldige Perspektive ist es, die die vermeintlich so „sanfte“ portugiesische Herrschaft in Übersee als Mythos entlarvt: Der Alltag ist von Diskriminierung, offenem Rassismus, Sexismus und Gewalt gegenüber der einheimischen Bevölkerung geprägt.

Aus der Distanz von vier Jahrzehnten verhandelt Isabela Figueiredo die koloniale Vergangenheit Portugals und stellt sich ihrer eigenen, vor allem der Beziehung zu ihrem Vater. Ihr erschütternder Bericht wurde, als er 2009 nach dem Tod ihres Vaters erstmals in Portugal erschien, sofort zum Skandal, denn der ungeschönte Blick auf die koloniale Vergangenheit war ein Tabubruch.

Die Journalistin und Schriftstellerin Isabela Figueiredo wurde 1963 in Lourenço Marques, dem heutigen Maputo, geboren und 1975, nach der Nelkenrevolution in Portugal und der Unabhängigkeit Mosambiks, zu Verwandten zurück ins Landesinnere Portugals geschickt. 2016 veröffentlichte sie den Roman A Gorda (dt. Die Dicke), der mehrfach ausgezeichnet wurde. Auf ihrem Blog publiziert sie regelmäßig Kurzprosa.